Kurze Frage: Wie kann man im Larp Autorität erzeugen?

Da ich mittlerweile wieder zeitlich recht eng eingebunden bin, weiß ich nicht, ob ich noch jede Woche längere Beiträge posten kann. Deswegen versuche ich mich an einem deutlich kürzeren Format: nämlich schlicht einer gezielten Frage,

Das große Gebiet Larp ist noch relativ neu für mich. Ich habe zwar schon ein paar Conventions erst als Nicht-Spieler-Charakter und dann als Spieler-Charakter besucht, aber wirklich viel Erfahrung besitze ich nicht. In dem Sinne bin ich da sehr auf eure Ansichten und Meinungen gespannt. Denn ich brauche Hilfe. Ich bin Mitglied in einer jungen Larp-Gruppe, den Wehrfelder Löwen, und wir wollen nächstes Jahr sogar unseren eigene Con organisieren.
Der Knackpunkt ist nun, wir haben die adlige Familie als Gruppenkern und alle anderen sind ihr Gefolge. Innerhalb der Gruppe klappt das super, aber alle anderen Spieler von außerhalb ignorieren das einfach. Die kommen schlicht in unser Lager gelascht und quatschen unseren Baron ohne jeden Titelnennung von der Seite an. Noch schlimmer ist es nur, wenn die anderen Spieler sich für sonst wie tol halten und immer näher mit ihren Gesicht kommen und immer lauter werden, anstatt einfach mal zu verstehen: ja, mein Gegenüber ist in der Hierarchie sehr viel weiter über mir. Das zerstört für mich die IT-Atmosphäre.
Ich würde gerne wissen, was man dagegen tun kann? Spieler töten geht nicht. Schon wenn man Prügelstrafen androht, verkehrt sich das IT-Spiel sehr schnell in echte OT-Aggressivität. Das nervt und macht es sehr schwer, einfach die eigene Adelsstellung darstellen zu können. Was würdet ihr empfehlen?

7 Gedanken zu „Kurze Frage: Wie kann man im Larp Autorität erzeugen?

  1. Charley

    Larp ist der Laufsteg der unerreichten Wünsche der Gesellschaft. Jeder kann hier ausleben was er im echten Leben nicht ist. Das führt dazu das Leute Autoritätspersonen spielen die keine Autorität besitzen und gleichzeitig das Leute anfangen Autorität zu ignorieren ( weil man das ja sonst nicht macht). In Kombination ist das der Alltag auf jedem Con.

    Da gibt es nur wenige Auswege. Aber hier ein paar Dinge die helfen:
    Je besser es die Gruppe vorlebet, desto eher werden andere Spieler mitspielen.
    Die Adeligen Charaktere müssen sich entsprechend abgrenzen. Der Unterschied muss deutlich sein.
    Unpassendes Spiel ist IT zu unterbinden, in dem man andere Charaktere abweist, die sich nicht benehmen. Und man sollte nicht zurückschrecken eine ausgesproche Warnung in die Tat umzusetzen.
    Man muss ja nicht gleich mit dem Tod drohen. Generell ist das durchsetzen von Konsequenzen das A und O. Und den entsprechenden Adeligen sei gesagt. Autorität kommt nicht durch Titel oder Position. Autorität ist ein Teil der persönlichen Ausstrahlung und es dauert etwas bis man das lernt zu spielen. Man darf es nur nicht mit Arroganz verwechseln.

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  2. flippah

    Ich denke, mehr als ein klares Vorleben durch die Gruppe und eine IT-Sanktion im Sinne von „Wie wagt Ihr es eigentlich, mit dem Herrn Baron zu sprechen?“ oder eben dann auch mal der Abweisung von Wünschen wegen unangemessener Form wird wohl nicht gehen.

    Wichtig ist, dass die Gruppenmitglieder das klar durchhalten und lieber ostentativ ausleben. So wird jedem klar: hier ist eine Hierarchie. Der Baron hat eine Menge Leute, die ihm treu ergeben sind. Mit dem sollte ich mich nicht anlegen.

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  3. ghoul

    „Spieler töten geht nicht. Schon wenn man Prügelstrafen androht, verkehrt sich das IT-Spiel sehr schnell in echte OT-Aggressivität.“
    Stimmt, das schafft nur unnötigen Gegenwind.
    Ich rate dem Herrn Baron oder der Frau Baronin, einige Meuchelmörder in den Dienst zu nehmen, die impertinente Personen diskret beseitigen.
    Das ist auch OT nicht unfair, schliesslich baden die Opfer nur ihre eigenen Fehler aus.
    🙂

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  4. Ariatros Artikelautor

    Alles klar, dann erstmal danke für die Antworten. Das sind gute Ansätze. Ich weiß nicht, wo ihr spielt, aber unsere Haupt-Con ist Tulderon bei Heldrungen. Hier und da machen wir noch ein paar andere Phönix-Veranstaltungen, aber hauptsächlich ist es der Städte-Con.
    Da haben wir sogar die vorteilhafte Situation, dass wir abgeschieden auf einen Hügel campieren können. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, wir könnten da unser IT-Spiel auf jeden Fall intensivieren. Es ist nur schwierig, weil wir so zwischen 15-25 Mann auf der Con sind, viele kennen sich nur über einzelne, man will OT nicht zu hart mit denen ins Gericht, andere steigen dann trotzig aus, weil sie einfach nur in der Sonne Faulenzen wollen. Also ja, konsequent Vorspielen ist ein guter Punkt, aber wir haben so eine große und noch junge Gruppe. Da ist der Grad an Vertrautheit oder Gewöhnung leider noch nicht erreicht, um das konsequent durchzuziehen.
    Die Idee mit den IT-Sanktionen finde ich richtig gut. Hier haben die Spieler die Möglichkeit sich, wenn sie entsprechend spielen, da noch rauszuwinden. Wie ghoul schon sagte, dass ist dann nur eine Konsequenz auf ihr Handeln. Es ist zwar schade, dass man sich da so viel Aufwand machen muss, um etwas, was in einer Fantasywelt selbstverständlich sein sollte, darstellen zu können, aber ich glaube, wenn man da keinen Ruf hat, interessiert es die Leute nicht.
    Kennt ihr das? Wenn Spieler sich über die Jahre so eingespielt haben, dass sie einfach desinteressiert sind? Die bleiben dann unter sich, sind durch Erfahrungspunkte oder Magie sowieso unbesiegbar und tragen zu nichts anderem, als arroganten Kommentaren bei? Solche Veteranen-Gruppen sind mir leider häufiger aufgefallen. Ich glaube, mit mehr jungen Spielern, die vielleicht noch voller Begeisterung in so ein Setting abtauchen wollen würden, wäre das deutlich einfacher und schöner. Aber ich halte Überalterung und Elitismus allgemein für ein Problem des gesamten Hobbys, wobei Larp für Jüngere mir nochmal deutlich attraktiver, als PnP-Rollenspiel, erscheint.
    So, dann werde ich gleich mal meinen Baron ansprechen, wie wir euren Input beim nächsten Tulderon umsetzen werden ^__^

    PS: Falls jemand Lust hat dieses mit nach Tulderon zu kommen, unsere Gruppe hat einen großen Fundus und ist von Transport- und Lagerkapazität gut bestückt. Der Baron bietet sogar an, den ersten Con, weil Larp so teuer ist, komplett von Gewandung, Waffen, Essenetc. auszustatten (bis auf das Eintrittsgeld für den Con). Wir nehmen jeden gerne auf. 😉
    Falls ihr euch mal selbst ein Bild machen wollt: Chris Rudolph in Facebook. Da gibt es auch eine Gruppe namens Wehrfelder Löwen. So, genug Werbung gemacht ^^“

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    1. Andreas (RPGnosis)

      Wie flippah sagt – Autorität lässt sich am besten dadurch darstellen, dass die „Untergebenen“ ihren Job gut machen. D.h. erstmal nicht jeden zum Baron vorlassen, Anliegen erfragen etc. – hierzu gehört auch eine konsequente „Bewachung“ des Lagers, durch die schnell ersichtlich wird, dass man bei euch nicht so einfach reinspazieren kann. Heißt auch, dass ihr so ungeliebte Dinge wie „Wachdienst“ einbauen müsst, damit das auch plausibel ankommt.
      Der Baron selbst sollte neben entsprechender Klamotte (sehr wichtig) auch ein passendes Auftreten haben – auch hier gilt, dass indirekte Autorität durch Untergebene weit besser wirkt, als wenn sie vom Baron selbst eingefordert wird. Also nicht „Was erlaubt sich der Bursche, sollen wir ihn verprügeln lassen?“ vom Baron, sondern „Herr, wenn der Bursche euch belästigt, werden wir ihn sofort entfernen!“ von einem Wächter oder Berater. Gerade so ein good-cop-bad-cop-Spiel mit seinen Leuten kann sehr reizvoll und effektiv sein – indem etwa der Baron ein freundlicher Kerl ist, der Gäste gerne zuerst ein Getränk anbietet, bevor es ans Thema geht, während sein Hauptmann, Kanzler o.ä. daneben auf Protokoll und Strenge drängt.
      Und natürlich hilft es immens, wenn die eigene Truppe mannstark und gut ausgerüstet ist. Denn auch wenn ihr als 10er-Truppe eure Rollen gut spielt, alles hilft nichts, wenn nebenan eine 30er-Kolonne lagert, die noch ein paar andere Spieler auf der Con kennen.
      Ach ja, den eigenen Leuten gegenüber bekommt man Autorität am besten durch Zuvorkommendheit und Fairness. Z.B. indem man als Baron (wenn keiner hinschaut) selbst mal seinen Wächtern Essen und Getränke bringt, darauf achtet, dass keiner über Gebühr beansprucht wird, und die Leute möglichst das tun lässt, was sie gern tun.

      Würde mich interessieren, was ihr für Erfahrungen macht, vielleicht magst du uns später berichten.

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      1. Ariatros Artikelautor

        Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich berichte gerne darüber. Unsere Gruppe ist auch gerade hitzig am diskuttieren 😀

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      2. Ariatros Artikelautor

        So, Tulderon ist vorbei und wie versprochen, auch wenn die Antwort ein wenig gedauert hat, werde ich jetzt mal von unseren Maßnahmen und Erfahrungen berichten:

        1. Man muss sich wehren. Die Spieler merken erst, dass es Grenzen gibt, wenn man sie ihnen aufzeigt. Labert eine Stadtwache im Vorbeigehen unseren Grafen (ehemalig Baron) an, wird der sofort von Herold und Leibwache angeblafft, was er sich wohl erlaubt und sein Hauptmann dafür Rechenschaft ablegen wird! Dem Spieler war das dann so peinlich, dass er keine halbe Stunde später mit einem kleinen Präsent in unserem Lager aufgetaucht ist und sich tausend Mal entschuldigt hat. Für diese Geste haben wir dann auch auf die Meldung verzichtet 😉

        2. Bei Tulderon dreht sich alles ums Geld. Was machen wir dieses Jahr? Wir nehmen gar kein Geld mehr mit, sondern nur noch Schuldscheine. Damit wurde alles bezahlt. Wenn jemand sein Geld haben wollte, musste er nur unseren Schatzmeister (mich) aufsuchen. Tja, blöd nur, dass ich ständig auf Queste bin, in den tiefsten Dungeons rumkrauche oder für Perso-Plots das Spielgelände verlasse. Es war mal richtig schön zu sehen, wie dich sich mal in der Schlange ihre Beine in den Bauch gestanden haben, anstatt andersrum.

        3. Unsere Gruppe hat mittlerweile eine gewisse Bekanntheit erreicht. Das heißt gerade wiederkehrende Spieler sind dann dankenswerter Weise zur Seite gegangen oder haben sich kurz verbeugt (weil man natürlich schon auf Du und Du mit denen war).

        Im Endeffekt ist die Autorität also ein wertvolles gut, die man sich erspielen, mit der Zeit und dem Vertrauen gewinnen und dann in Konfrontationen verteidigen muss. So zumindest meine Erfahrungen.

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