Ein Herz für Nerds – wo sein verrücktes Pendant finden?

Letzte Woche habe ich angefangen, es mir zur Aufgabe zu machen, mein Single-Dasein zu beenden. Aber wie macht man das als Vollblut-Nerd? Um auf Partys zu gehen bin ich zu alt. Allgemein ist es mir da zu laut und es wird zu viel geraucht. Mein Freundeskreis besteht ausschließlich nur aus Nerds, die eine Immunität gegen Beziehungen entwickeln haben. Die Chance da mein Nerdinchen kennenzulernen, ist quasi nicht vorhanden. Was bleibt noch? Arbeit – bin zurzeit arbeitssuchend, also nein. Hobbies – mache ich nur mit Freunden oder es ist was Anonymes wie Jogging. Am Ende scheint nicht viel mehr übrig zu bleiben, als die Weiten des Internets nach meiner Zockerprinzessin zu durchsuchen. Aber eine Dating-Seite für Nerds, gibt es denn sowas? Ich habe 3 Seiten als Premium-Mitglied ausprobiert und will euch meine Erfahrungen dazu mitteilen.

 

  1. Parship – der große Teich

Die Seite wirbt damit, dass sich alle 11 Minuten ein Single dort verliebt. Das wurde vom Postillion treffend veralbert, dass es immer wieder derselbe Single ist, der sich da aller 11 Minuten verliebt. Aber unabhängig von irgendwelchen PR-Texten ist Parship eine der größten Seiten für deutschsprachige Nutzer. Meine Idee bei der Seite: desto mehr Leute auf einer Seite sind, desto heuristisch wahrscheinlicher ist es, dass sich darunter auch Nerds befinden. Auch wenn der Gedanke theoretisch richtig ist, scheitert er in der Praxis.
Zuerst habe ich für 6 Monate Mitgliedschaft, dafür gab es einen 50% Rabatt, 15 Euro pro Monat gezahlt und bin so auf 90 Euro insgesamte Kosten gekommen. Damit hatte ich die Möglichkeit anderen Leuten Nachrichten zu schreiben und mehr als einmal zu antworten. Das wären ansonsten die Limitierungen der kostenlosen Mitgliedschaft gewesen. Jetzt könnte man meinen, man kann sich in das Abenteuer stürzen und die sechsstellige Anzahl von Mitgliedern durchstöbern. Falsch gedacht. Es gibt zwar eine Funktion, um die eigenen Suchkriterien anzupassen, aber die haben nur folgende Kategorien: Alter, Größe, Raucher, Kinder, Kinderwunsch, Einkommen und Bildung. Zudem kann man da kann meistens nur einstellen, ob nach Parship-Prinzip oder schlicht alle angezeigt werden sollen. Der Unterschied ist aber nicht groß. Wo mir vorher 80 Partner vorgeschlagen wurden, werden danach 90 vorgeschlagen. Die eigentliche Auswahl, die für die Suche nach einem Nerdpartner extrem wichtig ist, ist hier extrem beschränkt und damit nutzlos. Zumal die Kategorien jetzt auch nicht die wichtigsten sind oder sich zumindest feinkalibrieren lassen.
Am Ende hätte ich mir hier das Geld sparen können. Sicherlich kommen einige Vorschläge, die laut Matching-Punkte, man macht am Anfang einen Persönlichkeitstest und daraus ergibt sich, wer laut Test nach einem passt, mit einem gut harmonieren, aber überzeugt bin ich von den Vorschlägen nicht. Zumal wir auch sehen werden, dass es für weniger Geld bessere Alternativen gibt.

 

  1. Elitepartner – Akademiker-Dating

Ich hatte schon immer die Vermutung, dass für etwas Exotisches und Kreatives, wie Rollenspiel, Intellektuelle mehr angezogen werden, als andere Bildungsschichten. Zumindest erhoffe ich bei Akademikern, dass sie dieses Hobby nicht einfach als Kinderkram ablehnen, sondern zumindest einmal darüber reflektieren. Doch leider war das erste, was mir ins Gesicht gesprungen ist, die sehr hohen Preise. Das 6 Monatspaket gibt es für 40 Euro pro Monat, hier auch wieder den 50% Rabatt genommen, also 20 Euro pro Monat und insgesamt 120 Euro Kosten. Das ist schon deutlich mehr als bei Parship.

Der Persönlichkeitstest wirkt dafür professioneller und auch die Angebotsbreite, von Datinghilfen bis hin zum Couching, ist breiter. Dennoch werden auch hier nur bestimmte Partnervorschläge gemacht und die Suchkriterien fallen sogar noch magerer aus, als bei Parship.
Grundlegend sind hier die Kontakte schon offener für Nerdiges oder zumindest kommt es mir so vor. Nach dem Hochladen von Larp-Bildern wurde ich immer mal neugierig gefragt, was das denn sei. Das mag jetzt zwar eine persönliche Einschätzung sein oder aber das Matchingsystem denkt, ich brauche sowas aber meine Güte sind die Frauen da langweilig. Ich habe noch kein einziges Profil entdeckt, dass nicht gerne verreisen und in 5 Jahren glücklich sein will. Ich weiß nicht, ob sich Akademikerinnen nicht trauen, mehr zu schreiben, als was sie für gesellschaftskonform halten. Vielleicht haben die auch alle vom gleichen Ratgeber abgeschrieben. Aber wenn die Profile mal mehr Informationen als den bloßen Namen und das Alter besitzen, was auch nicht immer der Fall ist, dann kommen die zwei genannten Punkte. Da soll man mal ein gescheites Anschreiben formulieren: „Ja, ich verreise auch gern. Wo warst du denn schon? Und sag mal, spielst du eigentlich Rollenspiele?“
Man merkt, wie schwierig das werden kann. Aber zum Glück gibt es noch Kandidat 3:

 

  1. Geekdating – die größte, deutschsprachige Datingplattform für Nerds

Und es gibt sie doch! Wenn ich gewusst hätte, dass sich der Mythos bewahrheitet hat, dann hätte ich mir die beiden anderen Seiten oben gespart. Erst einmal ist das Bezahlsystem interessant. Hier kostet jede Interaktion, von der Nachricht bis zum Gruß, Credits. Die kann man sich mit Geld kaufen oder aber durch Aktivitäten auf der Seite verdienen. Da gibt es den täglichen Einlogbonus, wie man es von Computerspielen kennt, sowie den einmaligen Generierungsbonus. Man kann also, mit etwas Geduld, hier kostenlos alle Funktionen nutzen. Wenn man die Geduld aber nicht hat, kann es durchaus teuer werden. Eine Nachricht zu schreiben, kostet 9 Credits. 10 Credits kosten 1 Euro.
Die Seite selbst ist noch gar nicht mal so alt. Demzufolge befinden sich nicht so viele Mitglieder darauf. Aber man kann sie alle finden und anschreiben. Allgemein habe ich mich sofort wohlgefühlt. Die Profile sind alle ein wenig verrückt, unterhaltsam und teilen die größten Leidenschaften, die man als Nerd so haben kann. Da wird sich in den Gesprächen über die neusten Spiele unterhalten, gefragt ob man wo mitmachen kann, Larprezepte weitergegeben und und und….
Bisher hatte ich hier auch schon die meisten und witzigsten Gesprächspartner. Aber es gibt auch ein paar negative Dinge. Erstens melden sich jeden Tag mehrere Bots an. Wenn die Texte schreiben wie:
„Ich liebe dich aber du machst mich weinen. Aber du weißt, warum ich mich festhält? Weil ich weiß, dass ich härter weinen, wenn du jemals gehen.“
Oder:
„Ich bin leichtgehende Person und werde nicht leicht gestört von unten in meinem Leben. Ich habe spirituelle Bibliothek mit bester Bücher und genieße auch Kino zu beobachten und große Gespräch zu haben.“
Dann ist das noch unterhaltsam und leicht zu durchschauen. Aber es gibt auch andere Bots, bei denen alles korrekt klingt und die andere, versteckte Auffälligkeiten im Profil haben. Da die immer ein hübsches Profilbild besitzen, können die einen leicht, wenn man sie nicht enttarnt, die Credits aus der Tasche ziehen.
Das zweite ist allgemein die Qualität der Seite und Profile. Klar, einen geschenkten Gaul schaut man nichts ins Maul. Aber wenn dann viele Nutzerinnen zu schüchtern sind oder sich für ihr Aussehen schämen und dann nur Augen, Animebilder oder sonstiges preisgeben, ohne dann in ihrem Profil groß mehr über sich zu sagen, dann wird die Suche schwierig. Aber gut, mit dem Creditsystem sucht man sich sowieso nur 1-2 Profile aus und macht dann erstmal wieder Pause. Tatsächlich freuen sich die Damen über Nachrichten. Fast die Hälfte aller, von mir abgesendeten Nachrichten, wurden tatsächlich auch beantwortet.

 

Abschließend würde ich also sagen, von der speziellen Zielgruppe, als auch von den Kosten, hat sich besonders Geekdating für mich bewährt. Wenn ihr natürlich noch andere Seiten kennt, würde ich mich freuen, wenn ihr sie mir schreiben könntet. Aber ansonsten hat man als Nerd mit der 3. Variante gute Chancen, nicht mehr allein sein zu müssen oder zumindest jemanden für sein liebstes Hobby zu gewinnen.

Nachtrag:
Wie ich gerade von einer Dame erfahren habe, ist G33kdating für Frauen sogar komplett kostenfrei. Damit will die Seite die Hürden für Nutzerinnen so gering wie möglich halten. Was auf der anderen Seite natürlich heißt, dass die Nutzer als Haupteinnahmequelle fokussiert werden.

6 Gedanken zu „Ein Herz für Nerds – wo sein verrücktes Pendant finden?

  1. Nikos

    Kenne das Problem. Wenn ich nicht auf ner Russenhochzeit verkuppelt worden wäre, gänge es mir jetzt wahrscheinlich genauso…

    Weiß jetzt nicht wie es freie-zeit-technisch bei dir aussieht, aber wären nicht die Würfelpech-Termine ne Möglichkeit Nerdinnen kennen zu lernen?

    Ich hatte auch immer eine recht klare Vorstellung meiner Wunschpartnerin. Davon weicht meine Frau schon deutlich ab und ich bin trotzdem glücklich. Wir haben Schnittmengen bzgl. Fantasy und Science Fiction, aber sie ist weder Gamerin noch AnimeMangaKonsument etc. und das klappt auch.

    Es muss also vllt. auch nicht das pinkhaarige Mädel mit Elfenohren und Mass-Effect-Shirt sein.
    Alternativ zu Parties (und so alt bist du auch noch nicht 😉 ) findest du den Typ sicher auch anderswo zb. bei Specials im Kino könnt ich mir vorstellen. Aber leicht wird es nie. Auch nicht nachdem du fündig wurdest ^^

    Gruß

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    1. Ariatros Artikelautor

      Ah, hi Nikos. Ich hatte vergessen, dass du auch meinen Blog verfolgst.
      Ich wusste übrigens gar nicht, dass du auf besagter Veranstaltung verkuppelt wurden bist. Das klingt nach einer unterhaltsamen Geschichte 😀
      Tatsächlich bin ich ab und zu im Würfelpech. Ich besuche da eine Spielewerkstatt. Die weiblichen Mitglieder, die ich da bisher kennengelernt habe, haben mir aber nicht so zugesagt. Aber das ist vielleicht auch eine andere, unterhaltsame Geschichte, die ich dir mal im Privaten erzählen kann.
      Ich verstehe dein Argument, dass es nicht immer die idealisierte Vorstellung der Partnerin braucht, um eine glückliche Beziehung zu haben. Aber wenn ich mich einmal in das Buffet eingekauft habe, dann suche ich natürlich auch nach den Pralinen. Oder praktischer ausgedrückt: ganz subjektiv habe ich deutlich mehr Spaß und mehr Themen, wenn ich mit den Mädels auf geekdating schreibe. Ob das nun für langfristige Partnerschaften hinreichende Qualitäten sind, sei erst einmal dahin gestellt. Ich gehe sowieso davon aus, dass man bei einer Beziehung etwas gemeinsam aufbaut und es einem selten einfach so in den Schoß fällt.
      Dating, und das ist vielleicht auch für Frauen ein spannendes Argument, kann ja auch etwas unheimlich Ich-Bejaendes sein. Ohne jetzt schlecht über jemanden reden zu wollen, kenne ich eine Freundin einer Freundin, die hatte große Probleme mit ihren Selbstwertgefühl. Sie hat sich für ihren Körper und ihr Aussehen sehr geschämt und war so froh gewesen, einen Partner zu haben, dass sie die Trennung Jahre danach immer noch nicht überwunden hatte. Als sie mit dem Dating anfing, wurde ihr Selbstwertgefühl wiederhergestellt. Sie bekamm um die 3-5 Nachrichten pro Tag. Auf einmal erkannte sie, dass sie sich nicht für sich selbst schämen musste und auch übergewichtige Menschen Chancen auf einen guten Partner haben. Klar, Frauen sind da vermutlich durch das Männer-Frauen-Verhältnis und die gesellschaftlichen Konventionen, dass ein Mann sich eher um eine Frau aktiv bemühen muss, im Vorteil. Aber dieses positiven Gefühle von Hoffnung und netter Konversation sind für beide zugänglich. Im Gegenzug glaube ich, ist es frustrierend, wenn man keine Antworten auf seine Nachrichten erhält und daraus können Selbstzweifel entspringen.
      In dem Sinne halte ich eine Dating-Seite mit möglichst niedrigsten Einstiegshürden und möglichst großer, wahrscheinlicher Zielgruppe als erste, sinnvolle Kontaktaufnahmestelle. Wie sich die Beziehung dann entwickelt, ob sie funktioniert oder scheitert, dass ist, meiner Meinung nach, wie gesagt ein gemeinsamer Prozess mit dem Partner. Aber genau zu den muss man erstmal kommen und dazu sind viele, potenzielle Kanidaten immer hilfreich.
      Ich hatte auch überlegt, ob ich mal ein Speeddating mitmache. Aber ich hatte kein Angebot für Halle entdecken können. In Leipzig gab es eins, aber das war schon 1 Monat vorher ausgebucht.
      Trotzdem danke für deine Tipps. Wenn das mit den Datingseiten nicht klappen sollte, dann bin ich auf solche hilfreichen Hinweise angewiesen ^^“

      PS: Wir müssen mal noch die Nachwirkungen der inquisitorischen Untersuchung ausspielen. Außerdem wollen die Jungs (Leo und Jakob) wahrscheinlich nächstes Wochenende beim Einführungsabenteer der Neuen, die beim letzten Mal die Inquisitorin gespielt hat, dabei sein. Das wird ein einfaches 3-4 Stunden-DSA-Abenteuer. Charakter können wir dir schnell vorher einen bauen oder ich händige dir einen von meinen aus. Interesse? Wenn ja, schreib mir am besten über meine Mail, damit wir den Kommentarbereich nicht zumüllen.

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  2. Infernal Teddy

    Ich bin vor ca. 6,5 Jahren einfach auf die RPC gefahren, habe dort eine Mitmoderatorin vom andern ende der Republik kennen gelernt, und… Joar, heute verheiratet mit Katzen und blog.

    Hmmmmm… RPC speeddate Veranstaltung…

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    1. Ariatros Artikelautor

      Das ist eine schöne Geschichte. Vielleicht müsste es echt mal Partys nur für Rollenspieler/Nerds geben. Bei einem RPC Speeddating würde ich direkt buchen 😀

      Um den Kommentar noch etwas zu würzen, die neusten Botvorstellungen, präsentiert von Günther Google:

      „Ich habe fast 1 Jahr single gewesen und nur für eine einzige Börse das erste Mal angemeldet. Ich mag über das Leben zu sinnieren, als mein Recht, gegen über das Sitzen ich für fast jede Einsparung bin was auch immer ich haben wollen. Ich möchte auch Menschen, die eine Inspiration für alle immer eine Leidenschaften im Hinten.“

      Oder kurz und knackig:

      „Sexy, sportlich, alles offen – ausprobiern!“ XD

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  3. Papierheldin

    Interessanter Artikel, bei dem man als lang vergebene auch einen Einblick in die viel beworbenen Portale bekommt. Mir war z.B. nicht bewusst, dass man dort am Anfang „Tests“ ablegt.

    Ansonsten würde ich vermutlich versuchen auf Cons das passende Gegenstück zu finden 😉 Da hat man zumindest schon mal ein Gesprächsthema.

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    1. Ariatros Artikelautor

      Danke für das Lob =)
      Die Tests sind sogar richtig spannend. Da wird erklärt, wie stark man sich in Feldern wie Unterwürfigkeit-Dominanz, Abhängigkeit-Selbstständigkeit etc bewegt und welcher Partner, allein von den psychologischen Kenntnissen, daher am besten zu einem passen würde. So speziell war das zumindest bei Elitepartner der Fall. Parship erklärt das zwar auch streckenweise, geht aber nicht so sehr ins wissenschaftliche Detail. Beide senden dir am Ende aber per Mail 20 Seiten Persönlichkeitstest und welche Strategie du ungefähr fahren solltest. Das ist echt spannend, das mal über sich selsbt zu erfahren. Die Tests werden übrigens auch für kostenlose Mitglieder angeboten. Nur die Auswertung ist dann etwas beschränkter.
      Ich denke übrigens auch, dass wohl Cons, als einer der wenigen Berührungspunkte zum Kennenlernen im echten Leben, neben dem Internetdating die besten Chancen bieten. Ich bin jetzt nicht so häufig auf Cons. Kam da mal die Idee von einer Nerdparty oder ähnlichem auf?

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