Podcasts – eine Chance für Rollenspieler?

Ich habe letztens erst die große Welt von Spotify entdecken dürfen und war aufgrund des vielfältigen Angebots überwältigt. Darunter habe ich auch zum Thema Rollenspiel einige Podcasts entdeckt und dachte mir, dass es interessant sein könnte, mal über den Nutzen eines solchen Mediums zum Thema Larp zu berichten. Denn so viel kann ich schon sagen. Ich werde selbst mal ein eigenes Postcastprojekt versuchen und glaube, dass auch für viele von euch es eine lohnenswerte Alternative sein könnte.

Nachteile eines Podcast

Es existiert nur die Audio-Ebene. Das heißt, die Inhalte müssen überzeugen. In der Darstellungsform ist ein Podcaster eingeschränkt. Natürlich kann er mit der Stimme arbeiten, um einen Eindruck auf seine Zuhörer zu erzielen, aber eben auch nicht viel mehr. Das macht umso wichtiger, einen Podcast zu planen, zu moderieren oder geübte Sprecher zu finden. Zusätzlich dauern Podcasts um 45-75min. Die Dauer wird schlicht erwartet und dadurch kann es schwer fallen, nicht zu sehr in Anekdoten abzudriften. Die Zeit muss trotzdem über die gesamte Zeit mit sinnvollen Punkten gefüllt werden. Ist aber eine entsprechende Vorbereitung erfolgt, lassen sich diese Nachteile relativ unproblematisch umgehen.

Vorteile eines Podcast

Grundsätzlich, ohne auf spezielle Inhalte einzugehen, ist ein Podcast schnell gemacht. Die Postproduction mit Cuts, Einblendungen, Videobearbeitung usw. hält sich hier stark in Grenzen. Primär wird nur ein gutes Mikrophon, eine Aufnahmesoftware und ein Plan für die Episode benötigt. Das macht einen Podcast deutlich zugänglicher als ein Youtube-Video.

Der zweite Vorteil ist das kreative Potential eines Podcasts. Ich habe mal ein wenig querbeet geschaut und möchte hier eine Podcats vorstellen, um das zu verdeutlichen:

Orga-Podcasts

Für Orgas ist ein Podcast eine gute Möglichkeit für sich zu werben, zu informieren, ihre Hintergründe zu erklären. Sie können ihre Geschichte und Charaktere greifbarer machen. Hier will ich beispielhaft den Westmynd Podcast nennen. Hier berichtet die gleichnamige Westmynd-Orga nicht nur über ihre Cons, sondern will die Geschichte zwischen ihnen auch über den Podcast entwickeln. Dazu lädt sie Zuhörer zum IT-Spiel über den Podcast ein, veranstaltet also quasi eine digitale PnP-Runde über die Plattform Podcast. Darüber hinaus ist geplant, dass sie ihre Conreihe als Hörspiel erzählen. Außerdem wollen sie einen Einblick in die deutsche Larpszene geben. Das klingt zwar im höchsten Maße experimentell, kann aber eine spannende Ergänzung zu Cons werden.

Welten-Podcast

Mit Radio Novigrad (Witcher) oder DSA Intime (DSA), um zwei Beispiele zu nennen, existieren Podcasts, die Wissenswertes über Geschichten, Kampagnen und Charaktere einer bestimmten Welt berichten. Für mich, als großer Witcher-Fan, ist so ein Angebot natürlich großartig, weil ich gar nicht genug von meiner Lieblingsfantasy bekommen kann. Außerdem erfüllen sie auch eine Hörbuchfunktion, weil sie Geschichten aus diesen Welten erzählen.

Gruppen-Podcast

Diese sind mir im Gewand einer PnP-Erzählung begegnet. Ganz bekannt dürfte hier der PnP-Channel der Rocketbeans sein. Die Postproduction dürfte hier höher ausfallen, da es ganz normal ist, dass es beim PnP auch spannungsarme Momente gibt. Aber der Unterhaltungswert von Anekdoten und einem spannenden Abenteuer darf nicht unterschätzt werden. Zumal die Gruppe auch für bestimmte Settings oder Systeme für andere interessant werden kann.

Meta-Podcasts

„Jetzt mal kurz OT – der emanzipatorische Podcast“ erinnert mich daran, wie viel mehr noch über Rollenspiel erzählt werden kann. In dem Fall geht es um Sexismus, toxische Männlichkeit, das Spielen mit körperlicher Behinderung usw. im Larp. Aber das lässt sich auf viele verschiedene Themen ausweiten. Was heißt es etwa, einen guten Plot zu bauen? Oder wie kann etwas gut dargestellt werden? Wo kann man sich am besten vernetzen? Es gibt unzählige Themen, die diese Podcasts besprechen können und die im Larp immer wieder relevant werden.

Ausländische Podcasts

Sofern diese in Englisch vorhanden sind, können sie einen faszinierenden Einblick in andere Spielkulturen geben. Das Verständnis von Kämpfen, Charakterkonzepten, Plots usw. ist in anderen Ländern ein ganz anderes. Nordic-Larp ist quasi Reenactment in Skandinavien, während in Russland besonders der Kampf betont wird. Es ist spannend zu entdecken, wie anders Larp gedacht werden kann.

Auch wenn ihr kein eigenes Podcastprojekt verfolgen möchtet, kann ich es euch einfach mal empfehlen, in einige Podcasts reinzuhören. Ich habe zwar etwas Zeit benötigt, um meine Favoriten zu finden, aber die Suche lohnt sich. Ich habe zum Beispiel von Portalen und Orgas erfahren, die ich demnächst einmal googeln werde. Wenn ihr noch Podcastsempfehlungen für mich habt oder selbst gerne einmal in einem Podcast auftreten/ einen betreiben wollt, dann schreibt mir bitte. Ich freue mich schon auf eure Kommentare. 

7 Gedanken zu „Podcasts – eine Chance für Rollenspieler?

    1. Ariatros Artikelautor

      Ich bin gerade über Postspiele gestolpert. Das ist faszinierend, weil meine Gruppe genau nach sowas gesucht hat. Wir haben eigentlich immer das Problem, dass unsere Verhandlungspartner ihre Welt im Detail nicht definiert haben und sich dann Truppenzahlen, Reichtum, Handelswaren usw. einfach ausdenken, was notwendig zu Widersprüchen und Unbalanciertheiten führt. Ein Postspiel ein einheitliches und regelbasiertes Gerüst könnte, sofern die Reiche darin übersetzbar sind, eine tolle Spielgrundlage für Verhandlungen bieten. Deswegen nochmal ein herzliches Dankeschön für deine Empfehlung! =)

      Antworten
  1. Andreas (RPGnosis)

    Ich mag ja den inzwischen leider vorerst eingestellten Eskapodcast sowie den Wintersturm sehr, auch Over The Hills ist sehr zu empfehlen, oder Ungeheuer Vernünftig… da gibt’s inzwischen wirklich viel Gutes zu hören.
    Wenn du einen eigenen Cast zum Thema Pen & Paper machst, hast du schon einen Hörer. 🙂

    Antworten
    1. Ariatros Artikelautor

      Genau, das dachte ich mir auch. Ich hatte jetzt nur über Spotify einige gefunden. Ich mochte vor allem Larpen und Larpen lassen sehr, weil da sehr alte Larper dabei waren, die einen historischen Einblick über die Entwicklung der Larpszene geben konnten. Aber meine Ausrichtung ist noch nicht klar. Gerade suche ich noch nach Gesprächspartner oder Personen, die allgemein auf einen Podcasts Lust haben. Gemeldet hatte sich bisher eine befreundete Larpgruppe. Ich weiß nicht, ob das PnP-Spieler sind (weil irgendwie argumentieren ja einige, dass Larp die Weiterentwicklung des PnP sei und man es deshalb nicht zu spielen brauche, wenn man doch Larp habe). Wenn ich die Wahl hätte, würde ich aber tatsächlich auch PnP-Themen ansprechen wollen. Aber wie gesagt, ich muss mal nach schauen, wie ich den Podcast ausrichte. Letztlich will ich es vermeiden, nur allgemein oder rein anekdotisch über Themen zu sprechen.

      Antworten
      1. Andreas (RPGnosis)

        Naja, entwicklungspsychologisch betrachtet larpt der Mensch wesentlich früher, als er Pen&Paper spielt, darum würde ich diese Argumentation mal hart in Zweifel ziehen… 🙂
        Tatsächlich scheinen mir die beiden „Szenen“ auch gar nicht so viele Überschneidungen zu haben (ebenso wie die Reenactor-Szene mit den genannten), es geht letztlich auch um was Anderes und beide „Medien“ haben ganz unterschiedliche Stärken…

        Du kannst aber natürlich mal mit LARP-Themen und deinen Kumpels starten und dieses Thema gleich mal als Anlass für eine mehrteilige Reihe nehmen, um die Entwicklung und Unterschiede von P&P und LARP zu beleuchten. Würde ich mir anhören.
        Es muss ja auch nicht jeder Podcast sofort als Endlosprojekt geplant werden, vielleicht startest du ja auch erstmals mit einer beschränkten Themenauswahl und schaust, wie die Rückmeldungen sind – oft entstehen neue Folgen ja auch aus Feedback mit den Hörern.

        Antworten
        1. Ariatros Artikelautor

          Jup, da stimme ich dir zu. Ich hatte jetzt auch mal in die Podcasts reingehört, die du genannt hattest. Wintersturm fand ich dabei besonders interessant, weil die sich auch viel Gedanken um Meta-Themen machen, die ich selbst recht spannend finde. Aber ja, vielleicht sollte ich wirklich einfach mal anfangen und schauen wie es wird. Bei vielen der Podcasts, in die jetzt mal reingehört habe, schien es ähnlich begonnen zu haben.

          Antworten

Schreibe einen Kommentar zu ghoul Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.