Kadettenkonferenz in Singapur – eine Bildergeschichte

Da ich nun zurück bin, will ich einige der wichtigsten Eindrücke von Singapur teilen. Ich war auf der Singapore International Cadets Conference und habe dort mit einigen anderen Kameraden Deutschland vertreten. Es gibt dazu keine Verbindung zu Spielen. Allerdings denke ich, dass meine Eindrücke auch für den geneigten Leser interessant sein könnten, da ich ebenfalls ein wenig über Kultur, Ideen und die verschiedenen Militärs schreiben möchte.

Grundlegendes

Relevant für die Erzählungen ist, dass Singapur sich in einer militärisch heiklen Lage befindet. Es ist das reichste Land Südostasiens und eines der reichsten Länder der Welt. Gleichzeitig besitzt es in etwa eine Größe von Hamburg und eine entsprechend kleine Armee (knapp 60.000 Mann). Singapur an seinen Grenzen zu verteidigen ist damit, aus der militärischen Perspektive gesprochen, so wie unmöglich. Der Schwung einer angreifenden Armee könnte die Verteidiger innerhalb kürzester Zeit ans Meer treiben, wodurch sie vernichtet würden. Selbst wenn der Angriff an der Grenze zum Stehen gebracht werden könnte, bleibt die Frage, wie durchhaltefähig Singapur mit 60.000 Mann wäre. Die Idee des Gefechtes ist daher eine Verzögerungsoperation. Die SAF (Singapore Armed Forces) wird weit vor der Grenze des Stadtstaates eingesetzt. Hier führt sie im Dschungel ein bewegliches Gefecht, zerschlägt feindliche Spitzen und zieht sich langsam in die Tiefe des Raumes zurück. Damit wird sie nicht gewinnen, aber sie tauscht Raum gegen Zeit. Denn diese Zeit wird benötigt, um einerseits die Reserve zu mobilisieren und andererseits den strategischen Partnern die Zeit zu geben, Kampfeinheiten in das Gebiet zu entsenden. Außenpolitisch baut Singapur damit Partnerschaften mit Großmächten (USA, China, EU) und Regionalmächten (Japan, Indien, ASEAN usw.) auf. Deutschland selbst liefert u.a. Leopard 2 Kampfpanzer nach Singapur und bildet die Besatzungen in der Oberlausitz aus. Daraus ergibt sich eine breite Palette von Nationen, die zu der Konferenz eingeladen wurden (u.a. China, Deutschland, Indonesien, Italien, Japan, Kambotscha, Malaysia, Philippinen, Schweden, Thailand, Vietnam). Ziel war es, unter jungen Offizieren Kontakte zu knüpfen und das Führungsverständnis zu diskutieren.

Die Bilderreise

Nach der Ankunft in den gewaltigen Flughafen von Singapur, wurden wir abgeholt und direkt zum SAFTI (Singapore Armed Forces Training Institut), wo wir die Woche auch verweilen sollten:

Die verschiedenen Nationen wurden in sogenannte Syndicates aufgeteilt. Damit wurden sie von ihren Kameraden aus dem gleichen Land getrennt und zufällig mit Kameraden aus den anderen Nationen vermischt. Hier ist mein Syndicate zu sehen:

Die Kohäsion begann im Sport, hier zu sehen der Orientierungslauf, und schnell hatten wir einander kennengelernt. Besonders interessant für war die japanische Dame in blau. Yuki hatte Heidegger studiert. Es folgten darauf spannende Gespräche, nicht nur über deutsche Philosophie, sondern auch über das patriarchalisch geprägte Militärwesen im Japan.
Im Hintergrund befindet sich das Wahrzeichen des SAFTI. Der fackelähnliche Turm symbolisiert die Trinität aus Heer, Marine und Luftwaffe.

Es folgt die Eröffnungszeremonie mit Jonah. Ich hatte das große Glück, ihn persönlich bei seinen vorangegangen Aufenthalt in Deutschland betreuen zu dürfen. Er war der Chef der Planung, da die gesamte Organisation bemerkenswerterweise von den Kadetten durchgeführt wurde. Die Kehrseite seiner Spitzenposition war jedoch, dass er allgemein, nicht nur für die Konferenz, so viel zu tun hatte, dass er sich sozial isolierte. Bei der deutschen Delegation, mit der er bereits durch seinen Deutschlandbesuch vertraut war, fühlte er sich allerdings wohl und willkommen.

Im Anschluss an die Eröffnungszeremonie folgte eine Waffenschau. Im Bild ist Yuki zu sehen, die die leichte Panzerfaust MATADOR anhebt. Ihr Armpatch verweist allerdings nicht auf ihre Einheit, wie in Deutschland, sondern auf die Universität, in der sie studiert hatte.
Infanterielastig wurde es dann in der unterirdischen Trainingseinrichtung. In der hochmodernen Anlage verändern sich Räume, klappen Scheiben auf und es wird scharf geschossen. Besonderes Highlight: es war erlaubt, Türen einzutreten. Zudem gab es ein Schießkino, in dem vor einem ein Film ablief. Das waren real gedrehte Aufnahmen, in die hineingeschossen werden konnte und der Film veränderte sich je nachdem, ob und was man traf.
Neben der Diskussionen und der Vorstellung verschiedener Ausrüstung sowie Übungsmethoden gab es zudem ein gemeinsames Sportangebot. Neben Völkerball, Staffelsport und allgemeinen Sportarten, folgt hier der (Belastungs-) Höhepunkt: der Wasserparkour.
Mein persönlicher Höhepunkt war jedoch die Zeit zwischen den Diskussionen und Sporteinheiten. Das Kennenlernen der Kameradinnen und Kameraden aus den verschiedenen Nationen war sehr lehrreich und ergiebig für das eigene Verständnis. Jedes Militär funktioniert nach seiner eigenen Logik. Für die Bundesrepublik Deutschland stehen Bündnisverteidigung und der Kampf der verbundenen Waffen im Vordergrund. Koordination an Linien, das Vorhersagen der feindlichen Bewegungen und die Handlungsmöglichkeitenableitung aus verschiedensten Faktoren stehen hier im Schwerpunkt. Vietnam etwa, dass im tiefsten Dschungel kämpfen muss, plant gar nicht in Linien, sondern in Kreisen. Ihre Schlachtpläne erinnern an ein Go-Spiel. Ich wurde von verschiedenen Leuten gefragt, wer nun besser ist. Aufgrund der unterschiedlichen Aufträge, Fähigkeiten und Lagen lässt sich ein Vergleich nicht aufstellen. Die Bundeswehr würde im vietnamesische Dschungel genauso versagen, wie die vietnamesische Armee auf der deutschen Tiefebene. Daher können beide Armeen, unabhängig von Größe oder Ausrüstung, voneinander lernen.

Schließen will ich mit der Ehrenzeremonie, bei dem jede Nation die gleiche Anerkennung vom singapurischen General erhalten hat. Wir waren als Gleichwertige gekommen und wurden als solche auch so verabschiedet.

Es gibt noch tausend andere Bilder zu zeigen und Dinge zu sagen. Während der guided City-Tour etwa wurde mit das singapurische Identitäts- und Integrationsmodell vorgestellt, das ich in Teilen auch für Deutschland als lohnend empfinde. Doch das würde für den Beitrag selbst zu sehr in die Tiefe gehen. Da es kein gewöhnlicher Beitrag war, weiß ich nicht, ob euch das Thema überhaupt interessiert. Deswegen schreibt mir bitte in die Kommentare, ob ihr Fragen habt. Ich werde sie euch wie immer gerne beantworten.

2 Gedanken zu „Kadettenkonferenz in Singapur – eine Bildergeschichte

  1. Kurt Eggert

    Also ich muss sagen für mich ist dieses ganze Militärgedöns nichts und verreisen muss ich auch nicht unbedingt, gibt ja genügend schöne Ecken in diesem Land. Ich fänds besser wenn du bei Themen bleibst wie LARP oder Brettspiele. Klingt vielleicht ein bisschen hart, aber einen Reiseblog brauch ich nicht unbedingt auf meiner abendlichen Checkliste. Da würde ich lieber hören wie man interessante Charaktere für PnP baut oder wie man mehr Rolle in das Rollenspiel bekommt beim LARP.

    Antworten
    1. Ariatros Artikelautor

      Alles klar, danke für dein Feedback! Themenwünsche sind darüber hinaus immer willkommen, sonst schnattere ich, wie mir der Schnabel passt 😀

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.