KI als virtueller Spielleiter oder Spielerei?

Es gibt derzeit wohl kein Thema, das so schnell Bekanntheit erreichte und gleichzeitig so umstritten ist, wie der Einsatz von KI. Gronkh (der bekannteste deutsche Youtuber) verglich das Erscheinen der künstlichen Intelligenz mit der Disruptionskraft des Internets. Tatsächlich scheinen ihre Anwendungsmöglichkeiten grenzenlos und ihr Leistungspotential noch nicht absehbar. Ich will deshalb hier den Nutzen von KI für das Rollenspiel besprechen. Allerdings will ich voranstellen, dass ich kein Experte oder langfristiger Nutzer von KI bin. Deswegen freut es mich, wenn ihr eure Erfahrungen hierunter posten könntet.

Die generierte Geschichte

Genutzt für den Artikel habe ich die Dungeon AI, die ein KI gesteuertes Textadventure darstellt. Das heißt, zu Beginn wählt man sich ein Genre und eine Klasse und die KI beginnt die Geschichte einzuführen. Zu Beginn war die Geschichte sehr allgemein. Mein Ritter läuft durch einen Wald, der irgendwie unheimlich war. Je mehr ich jedoch Details wissen wollte, desto konkreter wurde die KI-Beschreibung. Ich fühlte mich beobachtet, also lauschte ich ins Dickicht, hörte knackende Äste und leichte Schritte. Ich holte meine Waffen hervor und sah plötzlich gefährliche Schatten durch das Unterholz huschen. Ich rief: „Gebt euch zu erkennen oder fallt durch meine Klinge!“ Und plötzlich brach eine Bestie durch Gebüsch. Auch der folgende Kampf blieb ganz im Textadventurestil. Die KI beschrieb einen Schreckenswolf.  Dann übernimmt eine Freundin. Sie beschreibt, wie sie den Wolf zu verführen versucht. Was zwar nicht funktioniert, aber am Verlauf des Kampfes nichts verändert. Die KI beschreibt, wie mein Ritter trotzdem nach dem Wolf haut, der ab zu schnell ist, um davon getroffen zu werden. Deswegen beschrieb ich, wie ich mein Schild hochhalte und auf seinen nächsten Angriff warte, um ihn mein Schwert in seinem Angriffssprung in den Rachen zu rammen. Die KI beschreibt, wie mir das gelingt. Danach wird es dunkel, eine schattenhafte Figur stellt sich als Magier an meinem Lager vor, der sich meiner wichtigen Queste anschließen will, zum ersten Mal erfahre ich, dass ich einen Drachen schlagen will und dann endet die Probierversion und ich soll Geld bezahlen.
Die besagte Freundin spielt danach das Detektiv-Genre. Sie trifft zwei seltsame Personen, die sie kontrollieren will. Die KI wird dabei sehr handlungsführend. Sie sagt, etwa, dass sie die erstmal nur belauschen und sich nähern will, die KI beschreibt, wie sie die beiden konfrontiert. Einer von beiden hat gefälschte Dokumente, sie nimmt beide fest und wird von ihrem Boss gelobt. Sie drängt auf eine Beförderung, die KI ignoriert es zunächst, sie drängt weiter und wird dann befördert. Geschichte beendet? Sie fragt nach neuen Aufträgen und bekommt direkt einen Vermisstenfall.

Fazit

Unser Fazit nach kurzem Ausprobieren ähnelt sich. Die KI ist programmiert, eine Geschichte zu erzählen, in der der Spieler zu einem Erfolg kommt. Ich habe dabei den ernsthaften Ansatz probiert. Das hat Spaß gemacht und war einigermaßen glaubwürdig, auch wenn die KI immer mal wieder etwas durcheinandergebracht hatte. Sie reagiert zwar auch kurz und knapp auf Blödsinn, braucht aber schon ernsthaften Input, um die Geschichte sinnvoll weiterzuschreiben oder schreibt sie von kurzerhand selbstständig weiter. Das ist jedoch eine Gefahr beim PnP, dessen größtes Versprechen die grenzenlose Freiheit ist. Gerade der Aspekt der Handlungsfreiheit wird durch den Wunsch, eine wie auch immer geartete Geschichte zu schreiben, von der KI stark in Schienen geführt. Ich hatte demnach nicht das Gefühl, endlose viele Möglichkeiten zu haben, sondern eher Variation auf einen festgelegten Handlungspfad zu besitzen. Das muss erstmal nichts Schlechtes sein, wenn die Narration dafür überzeugen kann.

Hier offenbart sie jedoch ihre zweite Schwäche. Die Geschichten wirken wie von der Stange. Innovation wird hier vergeblich gesucht. Dabei ist die Interaktion mit NSCs durchaus interessant – für ein Computerspiel. Für ein Rollenspiel ist sie dennoch eingeschränkter und generischer als wenn eine Person die NSCs spielen würde.

Im Punkt der Inhaltsgenerierung besticht die KI aber. Ich hatte noch gelesen, dass weitere Funktionen existieren, wenn man Geld dafür bezahlt. Sie soll Dungeons bauen und bespielen können. Da sehe ich die KI als nützliches Werkzeug, um Vorbereitungsaufwand für die Spielleitung zu reduzieren. Ich stelle mir einen Abend vor, indem niemand Zeit vorher investieren musste. Die Spielleitung lässt sich einen groben Plot, ein paar auf die Charaktere abgestimmte Monster, Fallen und Schätze generieren und beginnt mit dieser Grundlage an zu erzählen. Damit würde ich die KI zwar nicht als Spielleitung empfehlen, sie aber definitiv über eine bloße Spielerei erheben. Ich bin mir auch sicher, dass kluge KI-Nutzende wissen, wie sie das meiste aus der Spielleitungsintelligenz herauskitzeln können. Von daher würde ich sie als interessantes Werkzeug weiter im Auge behalten wollen.

Aber ich bin auch sehr auf eure Erfahrungen mit KI gespannt und freue mich auf eure Geschichten!

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