Wandelnder Unsinn – 7 Gründe warum Zombies unlogisch sind

Ich mag eigentlich Zombies. Egal ob hirnbefreiter Splatterstreifen, beklemmender Überlebenskampf oder schwarzhumorige Parodie, Zombies passen in viele Genres gut rein. Sie bilden eine großartige Kombination aus einer sich ausbreitenden Pandemie, die alles Menschliche und jede Zivilisation unaufhaltbar verschlingt, und dem humorvollen Aspekt ihrer Geistlosigkeit. Letztens hatte ich einen gewöhnlichen Männerabend mit ein paar Freunden und paar Bier – was auch eine tolle Kombination war. Da wurde fallen gelassen, dass die USA sogar ein Krisenplan für die Zombieapokalypse entworfen haben. Ich hielt das zuerst für einen Scherz, aber dann wurden die Gespräche immer ernster. Es wurden Szenarien und Möglichkeiten diskutiert, wie so eine Apokalypse ablaufen würde und was man dagegen tun kann. Das war für mich der Punkt, an dem ich mal meine Gedanken mit euch darüber teilen will, dass man sich um solch eine Endzeit keine Sorgen zu machen braucht. Ich habe dazu 7 Punkte ausgewählt, die, meiner Meinung nach, stark gegen solch einen Weltuntergang sprechen:

 

  1. Wie entstehen Zombies?

Beginnen wir also bei der Genesis. Es ist allgemeiner Konsens, dass meistens ein Virus, der sich über Luft und Tröpfcheninfektion verbreitet, den lebenden Körper tötet, ihn verrotten aber das Nervenzentrum noch minimal intakt lässt. Im ersten Resident Evil Film wurde erklärt, dass nur noch der absolute Grundtrieb aktiv ist. Nämlich der Trieb zu fressen.
Das sind erstmal ziemlich viele Aufgaben für eine Struktur, die nur lebende Zellen zerstören kann, um sich zu reproduzieren. Aber sagen wir mal, das ist wird irgendwie möglich sein. Jetzt haben wir da also einen toten, verrotteten Körper, der langsam durch die Gegend schlürft. Da stellt sich mir die Frage, wie schafft der das? Das Gleichgewicht zu halten ist keine Selbstverständlichkeit. Das muss man lernen, dazu benötigt man ein Gleichgewichtsgefühl und Koordination. Ein toter Körper, der nur noch fressen will, scheint aber kognitiv sehr beschränkt. Ich will hier auch gar nicht von den rennenden Zombies sprechen, die Türen einschlagen, Leute packen oder sogar noch klettern können. Das erfordert sogar ein Bewusstsein, gezielte Wahrnehmung und Denkprozesse. Um sowas aber zu gewährleisten, sind viele Voraussetzungen notwendig. Unser Gehirn ist nicht umsonst das komplexeste aller Organe und schon minimale Schäden können zu kompletten Ausfallen in den Körperpartien führen.
Meine erste Vermutung ist also, dass real existierende Zombies einfach umfallen würden oder keine ausreichende Kontrolle mehr über ihren Körper hätten, um gefährlich zu sein.

 

  1. Wie funktioniert die Biologie des Zombies?

Der erste Punkt führt uns direkt zu biologischen Komponente. Wir sind lebendig, weil unser Körper funktioniert und Leistung bringt. Das kann er nur, weil er Energie in den Zellen produzieren und verschiedene Stoffe für die Energieproduktion im Körper transportieren kann. Die meisten bekannten Zombies sind blutverschmierte, verfaulte Stücken Fleisch. Es gibt einen physikalischen Grund, warum ein Mensch an Blutverlust stirbt. Bei einem Zombie dürfte kein Organ mehr funktionieren, weil es schlicht nicht mehr mit Blut und Nährstoffen versorgt werden würde. Zumal auch andere Krankheiten als der Zombievirus die Organe ausfallen lassen würden. Aber das wird bei den meisten Zombiemedien einfach ignoriert. Ein gutes Beispiel ist dafür The Walking Dead. Es gibt eine Szene, da liegt ein abgetrennter Zombiekopf in einer Handtasche und zuckelt und bewegt sich noch und beißt. In dem Fall hätte er gar nicht die Muskelgruppen, um sich überhaupt bewegen zu können. Das trifft durch die Verletzungen von Zombieopfern genauso zu. Die werden teilweise so zerfetzt, dass sie danach definitiv nicht wieder aufstehen könnten. Die Zombies würden sich, durch ihre Nahrungssuche, ihren eigenen Nachwuchs zerstören.
Meine zweite Vermutung lautet also: ein Körper stirbt aus einem guten Grund. Würde er danach wieder aufstehen können, hätte die Person überlebt.

 

  1. Wie überleben Zombies?

Selbst wenn man sagt, der Virus macht die so, dass das mit dem Verfaulen und wiederaufstehen klappt, müssen Zombies dennoch essen. Das ist es ja, was sie antreibt. Entweder liegen Zombies Jahre lang in einer Ecke ohne zu sterben oder sie jagen aktiv. Ich frage mich dabei aber, wie finden die was zu essen? Selbst normal denkende, bewegungsfähige Menschen mit Werkzeugen haben mitunter große Schwierigkeiten Tiere zu erlegen.  Tiere bewegen und verstecken sich. Sie sind schneller, als die meisten Zombies zugreifen können. Wenn also keine Menschen, die scheinbar noch einfacher als jedes Tier zu jagen sind, mehr übrig sind, was essen die Zombies dann?
Meine dritte Vermutung ist, dass Zombies einfach verhungern würden. Das ist übrigens die Auflösung von 28 Weeks later.

 

  1. Warum fressen sich Zombies nicht gegenseitig?

Die Wahrnehmung von Zombies ist eines der großen Mysterien des Genres. Manche Serien erklären es über Geruch, andere über einen Herdentrieb, der die Zombies zusammenhält. Aber wenn man dem Zombie nur anerkennt, dass er einzig und allein aus dem Trieb des Fressens handelt, wirkt das inkonsequent. Da werden ihm auf einmal verschiedene kognitive Eigenschaften gewährt, die bei anderen Situationen wieder verloren gehen. Selbst wenn gesagt würde, es liegt an so einem einfachen Punkt, wie der Wahrnehmung, dann wäre die Lösung für das Problem erschreckend einfach. Anstatt auf Zombies zu schießen, stellt man dann einfach eine Art Fliegenfallen auf, die auf eine bestimmte Art durften. Dann riechen die Zombies zum Anbeißen und fressen sich gegenseitig auf.
Meine vierte Vermutung ist also, dass die Wahrnehmung der Zombies zu einem Kannibalismus führen könnte.

 

  1. Warum müssen Überlebende sich vor der Umwelt schützen und Zombies ist das egal?

Das ist gleich noch ein Punkt von The Walking Dead. Die Gruppe hat irgendwann einmal die gute Idee, in den Norden zu fahren. Denn dort ist es so kalt, dass Zombies totgefroren sein müssten. Blöderweise wussten die Zombies das nicht. Die Erklärung war dann, es war nicht kalt genug, obwohl die Überlebenden schon große Probleme hatten, in der Kälte irgendwie zurecht zu kommen. Zombies besitzen die erstaunliche Eigenschaft ihre schädliche Umwelt komplett zu ignorieren. Wenn man mit einem Schiff an Land geht, stehen aus dem Wasser auf einmal eine Bootsbesatzung Untoter auf, die schon längst Fischfutter hätten sein müssen. Ich frage mich, ob Zombies in der Wüste auch genüsslich für sich hin schlürfen würden. Denn der Trieb zum Fressen ist ja kein Trieb zum Trinken. Im Dschungel würden sie sich kaum durch das Unterholz schlagen können, zumal ihr Körper von den Insekten zerfressen werden würde. Berge dürften unüberwindbar sein und selbst in gemäßigten Klimazonen kostet es viel Kraft und Ausdauer sich in großen Radien zu bewegen. Es gibt einfach Klimazonen, in denen Zombies in keiner Weise angepasst sind und das sind alle, außer eine menschengefüllte Stadt.
Meine fünfte Vermutung ist also, dass Zombies schon nach sehr kurzer Zeit dem natürlichen Klima zum Opfer fallen würden.

 

  1. Warum sind Zombies überhaupt eine militärische Bedrohnung?

Wenn vier zerlumpte Überlebende, so oft genug in Left4Dead geschehen, gegen Horden von Zombies kämpfen können, dann können das ausgebildete Soldaten erst recht. Ein Zombie geht nicht in Deckung, ist meistens langsam und wird, selbst wenn er den Schmerz nicht spürt, durch die Mannstopwirkung von Patronen zurückgeworfen. Es gibt so einfache Wege, wie Zäune und Barrikaden, um die Untoten aufzuhalten, dass ich es einfach nicht verstehen kann, warum das Militär scheitert. In Left4Dead wird es so erklärt, dass selbst die mutierten Super-Zombies nicht das wirkliche Problem darstellen, sondern der Virus. Aber The Division zeigt recht gut, wie ein extrem ansteckender und tödlicher Erreger, der sich auch über die Luft verteilt, mit relativen einfachen Maßnahmen eingeschränkt und aufgehalten werden kann.
Meine sechste Vermutung ist daher, dass Zombies schlicht weg keine Gefahr für das organisierte Militär darstellen.

  1. Warum ist der Virusausbruch sofort global und apokalyptisch?

Die Zombifizierung der Bevölkerung scheint rasend schnell stattzufinden. Von einem Tag auf den nächsten ist eine ganze Metropole von wandelnden Toten besetzt und jede zivile Ordnung zusammengebrochen. Ich rede ja schon gar nicht mehr von Inkubationszeiten. Wer gebissen wurde verwandelt sich scheinbar in Stunden in einen Zombie. Dabei dauert es selbst, wenn alle Menschen sich nicht einschließen, fliehen oder gegen die ersten Zombies kämpfen würden, Wochen, bis auch nur eine Stadt vollständig infiziert wäre. Es würde, durch die Vernetzung, nur Stunden dauern, bis alle anderen Städte darauf reagieren würden. Einen Tag darauf würden andere Länder ihre Grenzen dichtmachen. Wer einmal Plague Inc. Gespielt hat, weiß, wie schnell sich der Traum von der ausgelöschten Menschheit verhindern lässt. Zumal bei unseren wissenschaftlichen Kapazitäten das Finden eines Gegenmittels auch recht wahrscheinlich wäre.
Aber dieser Irrglaube, dass ein Zombie irgendwo ausreicht, um sich explosionsartig auszubreiten, ist tief verankert. Es gibt im Deadspace, wo die meiner Meinung nach gefährlichsten Zombie-Mutanten überhaupt vorkommen, eine Szene, da wird in einer Rettungskapsel eines dieser Wesen aufgesammelt und zwar von einem schwer bewaffneten Kriegsschiff. Es wird nicht erklärt warum, aber kaum eine Stunde später sind alle Soldaten tot. Der Protagonist, der überdies nur ein Ingenieur ist, zeigt sehr deutlich, wie schnell die sich durch Waffengewalt auseinandernehmen lassen.
Meine siebte Vermutung ist deshalb, dass die Zombies sich gar nicht so schnell ausbreiten können, um eine Gefahr darzustellen. Selbst wenn sie das irgendwie in einer Stadt schaffen würden, wäre es für den Virus unmöglich sich in so kurzer Zeit über das ganze Land und noch viel unmöglicher über die ganze Welt zu verbreiten.
Aus den genannten Gründen denke ich, dass man sich von der realen Endzeitangst der Zombieapokalypse befreien kann. Denn Zombies sind in Spielen und Filmen toll. Sie funktionieren dort genauso lange, wie man sie nicht oder nur unzureichend zu erklären versucht. Nehmen wir sie also lieber als die Zauberwesen hin, die sie nach ihren Voodoo-Ursprüngen auch sind.

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