LARP-Elfen – Könige oder Knechte?

Elfen gelten als eine aussterbende Art und das nicht nur in diversen Fantasy-Romanen, sondern auch im Larp. Doch woran liegt das? Woher kommt all die Ablehnung? Ist es wirklich so schwierig einen Elfen zu spielen? Müssten Elfen nicht eigentlich Hyper-Spezialisten und damit anderne überlegen sein?
Ich glaube, dass genau diese Vorstellung sowie die Prägung durch Tolkien so hohe Standards setzt, dass sie im Larp nur scheitern können. Als Mitglied einer elfischen Hofgruppe würde ich heute gerne ein wenig über Elfenspiel schreiben

Elfen sind doof

LARP lebt gewöhnlich von Klischees, an denen sich Spieler in ihren Rollen orientieren und die sie im Spiel auch als Maßstab für ihre Beurteilung, ob jemand gut oder schlecht spielt, nutzen. Oft genug ist unsere Gruppe dadurch leider mit dem Klischee des arroganten, lebensfernen Elfen konfrontiert, der in seiner Ruhe und Erhabenheit viele Spieler scheinbar abschreckt. Das ist zum einen ein großes Problem bei der Anwerbung von neuen Spielern. Zum Teil stoßen wir auf eine ideologische Ablehnung, weil Elfen als zu vornehm, zu schön oder zu gut in allen Dingen gelten, was viele als Einschränkung ihrer bevorzugten Spielweise interpretieren. Zum anderen ist es aber auch im Spiel selbst ein Hindernis, weil Elfen schneller als Menschen polarisieren. Wenn eine menschliche Adelstafel für sich spielt, interessiert das kaum jemanden. Tun wir das jedoch, ist unser Spiel gleich doof, weil wir uns ja bewusst abschotten.

Als Elfengruppe sticht man aus der Menge der zahlreichen Menschengruppen hervor. Die dritte Nordmannssippe oder das fünfte Söldnerlager bleibt nicht so sehr im Gedächtnis, wie diese eine Elfengruppe. Wenn Nordleute plündern und brandschatzen, wird mit den Augen gerollt, aber das ist insgesamt in Ordnung. Das passt ja zu ihrer Rolle. Wenn aber die Elfen irgendwas machen, was negativ gewertet werden könnte, dann versammeln sich die Hexenjäger und Lichti-Priester. Endlich kann ihr ganzer Zorn, den sie ansonsten nur selten ungestraft ausspielen können, ungehemmt kanalisiert werden. Das es auf der Con noch Chaoskrieger gibt, die ihn viel mehr verdient hätten, ist irrelevant. Die können sich ja wehren und tragen schwere Rüstungen. Aber die Elfen sind leichte Beute für jegliches Aggressionsspiel und auch für jeden Verdacht. Wir werden für alle möglichen Ereignisse verantwortlich gemacht.  Es werden geradezu Gründe gesucht, um uns anzugehen. Um das mal hart zu formulieren: das ist sozial akzeptierter Rassismus. Wir werden verdächtigt, angepöbelt und sogar angegriffen, nur weil wir Elfen sind. Rassismus gegen Elfen gehört für Viele zum guten Spiel aber nicht umgekehrt. Da hat man uns OT schon gesagt, dass wir das nicht machen dürfen. Das kann natürlicher in Form eines einzelnen Konfliktspieles interessant sein, aber ständig mit diesen Vorurteilen kämpfen zu müssen, stört erheblich die Spielerfahrung. Das gilt insbesondere, wenn die eigenen Handlungen, wie etwa Hilfe bei Kämpfen und Plots, darauf kaum bis keinen Einfluss nehmen. Elfen sind für viele Spieler schlicht und ergreifend einfach doof.

Die Körper-Thematik

Dieser häufig erlebte Umgang mit Elfen wird auch dem Spielaufwand für das Konzept nicht gerecht. Es gehört nämlich deutlich mehr zum Elf-Sein dazu, als sich ein paar spitze Ohren anzukleben. Die wohl bekannteste Vorlage sind Tolkiens Elben, die eindrucksvoll in den „Herr der Ringe“-Filmen dargestellt werden. Diese Vorlage setzt jedoch die Messlatte an Spiel, Gewandung und Körper des Spielers hoch an. Wir sehen dort schlanke, weiße, langhaarige und rasierte Elben in langen, mit feinen Ornamenten verzierten Gewändern. Sie reden langsam, ruhig und bedacht. Ihr Blick ist auf das Schicksal der Welt und ihres Volkes gerichtet, von anderen, alltäglicheren und mehr greifbaren Themen oder Problemen wenden sie sich eher ab. Es verwundert nicht, dass daraus delegitimierende Begriffe wie „USS Galadriel“ oder „Hefeelfen“ geboren werden, die Elfen-Spielern ihre Darstellung nur aufgrund einer Körperform absprechen, die nicht dem Klischee entspricht. Noch bevor ein Satz gesagt werden kann, muss eine Elfendarstellung diese äußerlichen Kriterien treffen oder wird nicht ernst genommen.

Das sind alles Punkte, die menschliche Spieler nicht in ihrem Konzept einschränken und die für viele auch ein Totschlagargument sind, um einen Elfen zu spielen. Wir selbst haben etwa das Thema mit Bärten. Einige unserer Spieler hätten zwar kein Problem damit einen Elfen zu spielen, wohl aber damit für jede Veranstaltung ihren Bart zu entfernen. Das eröffnet die schwierige Frage, inwieweit eine Gruppe über den Körper eines Spielers entscheiden darf. Das lässt sich allerdings nur auf einer persönlichen Ebene entscheiden. Unsere Herangehensweise ist diesbezüglich die Schaffung von Halb-Elfen. Die Betroffenen haben sich nicht dafür entschieden, weil das Konzept, Gefangene zwischen zwei Welten zu sein, so interessant ist, sondern um sich nicht rasieren zu müssen. Dabei bespielen einen Hintergrund, bei dem in der Bevölkerung vorkommen könnte, dass ein Elf Bart trägt.

Das Gute am Elf-Sein

Es kann also ausreichend Hürden geben, um den Pfad eines Elfen im Larp niemals einzuschlagen. Dennoch will ich dafür werben und auch die positiven Aspekte des Elfenspiels beleuchten. Grundsätzlich können Elfen gerade durch ihre Ästhetik, mit dem Spiel als wissendes, uraltes Wesen und der anderen Perspektive auf die Welt als Charaktere sehr interessant sein. Das Entscheidende ist aber, wie so oft, die eigene Gruppe. Wenn die Außenwelt sowieso schon potentiell unfreundlich auf die eigene Gruppe eingestellt ist, steht diese enger zusammen. Wir als Fainander funktionieren überhaupt nur als Gruppe. An der Adelstafel etwa können sich die Hofämter mit mitgebrachten Plots für die eigene Herrschaft, mit der selbst erstellten Wirtschaft oder gar Intrigen autonom Spiel generieren. Abseits der Adelstafel können über Bittsteller und Audienzen andere Spieler an die Tafel gebracht und Verhandlungen eröffnet werden. Denn, auch wenn es viel Arbeit bereitet, ist der Hintergrund einmal ausgearbeitet, bietet er sich sehr gut für Adelsspiel aller Art an. Plötzlich ist es wichtig, wer von wem abstammt, welches Land über welches Recht wem gehört, was kulturelle Tabus sind oder auch ganz banal, welche Ambitionen bestimmte Charaktere verfolgen. Das gilt in einem elfischen Hof, in denen Menschen schlechter gestellt sind und sich uralte Traditionen gegen Emporkömmlinge sowie neue Krisen verteidigen müssen, umso mehr.

Das ist kein Spiel für jeden. Aber Elfen bieten wie kein anderes Fantasyvolk den Spielern die Möglichkeit, ihre musischen, kulturellen und diplomatischen Spielinteressen zu realisieren. Elfen haben immer den Vorteil die Altvorderen zu sein und können statt den Weg des Kampfes zu gehen, den der Kunst oder Verhandlung suchen. Sie laden ein, rufen zusammen und dürfen Respekt fordern. Das macht Elfen, wie in den Fantasy-Vorlagen, zu keinen guten Generalisten. Dazu ist der Spielstil, den sie am besten unterstützen können, zu eingeschränkt. Aber sie sind gute Spezialisten, denn in diesen eingeschränkten Bereich, ergeben sich mehr Freiheiten und Spielmöglichkeiten als bei anderen Fantasy-Völkern. Kämpfen ist in nahezu jeder Gruppe möglich, dazu muss man kein Elf sein. Aber wer Lust sich philosophisch tiefgreifend, wertorientiert, künstlerisch oder politisch in ein Spiel zu vertiefen, den kann ich die Rolle als Elf nur empfehlen. Da ich weiß, mit welchen Problemen aber die besagte Rolle verbunden sein kann, will ich auch gleichzeitig jeden Interessenten mit Rat zur Seite stehen. Also falls ihr Interesse an dem Elfenkonzept oder gar einer Elfengruppe habt, scheut euch nicht mir zu schreiben!

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